Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen in der Schule der Zukunft - Ein Gastbeitrag von Dr. Jens Soemers für den Merkur Verlag Rinteln

 

Schulbücher und Bildungspläne allein nützen wenig!

 

Vielmehr sind eine gute didaktische Planung und Durchführung des Unterrichts und vor allem gute Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen entscheidend für erfolgreiches Lehren und Lernen in der Schule.

 

Die Corona-Krise ist zugleich Stresstest und Chance für eine Neuausrichtung von Schule. Das gilt auch für bewährte Lehr- und Lernprozesse. Hierzu wird in aktuellen bildungspolitischen und schulpraktischen Debatten vielfach gefordert, starre Regelwerke, viele Hierarchieebenen, umfassende Dokumentationen, strenge Zuständigkeiten und akribische Planerfüllungen aus dem Fokus der Betrachtung zu nehmen. Der Blick soll verstärkt auf Individuen und Interaktionen, Gemeinsamkeiten und Miteinander, Begegnungen und agilem Lernen auf Augenhöhe, Gestaltung von Veränderungsprozessen, Erhöhung der Schüler*innenselbsttätigkeit und Zusammenarbeit aller am Schulleben Beteiligter gerichtet werden.  

 

Bedeutung der Qualität von Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen

 

Der Qualität der Beziehungen zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen kommt für eine solche agile und zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht und schulischen Lehr- und Lernprozessen eine besondere Bedeutung zu. Hierzu belegen aktuelle Forschungen, dass die Qualität der Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen maßgebend von den Wahrnehmungen der 13 Merkmale des interpersonellen Vertrauens innerhalb von 6 Kategorien abhängen.

 

Kategorien und Merkmale guter Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen (Soemers, 2020):

 

  • Lehr- und Lernatmosphäre: Lehrer*innen und Schüler*innen lachen gemeinsam miteinander und lernen auch ernsthaft miteinander.
  • Lehrer*in-Unterstützung: Die Lehrkraft hilft jedem einzelnen Lernenden gerne bei Lernproblemen und strebt bei allen einen Lernzuwachs an.
  • Aufrichtigkeit: Lehrer*innen und Schüler*innen sagen sich die ehrliche Meinung, zeigen ihre Gefühle offen und signalisieren ihre innere Verbundenheit miteinander.
  • Respekt: Lehrer*innen und Schüler*innen gestehen Fehler ein und akzeptieren die Eigenheiten des Anderen.
  • Zugänglichkeit: Lehrer*innen und Schüler*innen gehen aufgeschlossen aufeinander zu und gehen auf gegenseitige Anregungen ein.
  • Zuwendung: Lehrer*innen und Schüler*innen führen viele persönliche Gespräche miteinander und kommunizieren auch nonverbal miteinander.

Die 13 Merkmale des interpersonellen Vertrauens innerhalb der 6 Kategorien zeigen zahlreiche Verhaltensanregungen zur professionellen Gestaltung von Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen. Sie sind bedeutende, maßgebende Faktoren für die geforderte zeitgemäße und zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht und schulischen Lehr- und Lernprozessen.

 

Über den Autor:  Dr. phil. Dipl.-Hdl. Jens Christian Soemers studierte Wirtschaftspädagogik und arbeitet als Oberstudienrat am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Köln. Er ist außerdem als Dozent, universitärer Lehrbeauftragter, Buchautor, Blogger und Lehrkräftefortbilder tätig. Er promovierte zu den Auswirkungen von Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen auf das Lernen. Für weitere Informationen schauen Sie doch auch gerne auf seiner Webseite vorbei: www.jsoemers.de

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